Hospiz Buchprojekt *Einen Augenblick noch*
Ein Buch über das Sterben im Hospiz?
Nein, das ist es nicht. Vielmehr ein Buchprojekt über das Leben im Hospiz. Über zwei Jahre habe ich einige Gäste ehrenamtlich begleitet und ihnen ein Foto geschenkt. Wir haben Gespräche geführt, uns ausgetauscht. Aus all diesem schönen Gedankengut ist das Buch „Einen Augenblick noch“ entstanden. Hier zeige ich einen kleinen Ausschnitt daraus.
Auf Wiedersehen, bis nächste Woche, wir sehen uns, bis bald. All diese Verabschiedungen haben eine ganz neue Bedeutung für mich bekommen. Als ich vor gut zwei Jahren vor der Tür des Elisabeth Hospizes in Stadtlohn stand, mein Herz voller Gefühle, mein Kopf voller Fragen, meine Kamera im Rucksack und ohne konkreten Arbeitsauftrag, war ich nervös. Mein ehrenamtlicher Auftrag, ich konnte ihn nicht definieren. Ein innerer Wunsch, ein großes Bedürfnis, ein letztes Bild, ein Foto zu verschenken.
Der erste Tag im Hospiz fühlte sich für mich wie ein Sprung vom Zehnmeterturm an. Wie wird sich der Aufprall anfühlen, wird es schmerzen, kann ich damit umgehen, wie weit tauche ich ab, bekomme ich Luft, schlucke ich Wasser?
Keiner der Gäste hat in den Gesprächen mit mir als Erstes über seinen oder ihren Beruf gesprochen. Das Erste, worüber wir uns unterhalten haben, waren die Familien, Träume, die realisiert wurden oder für die jetzt leider keine Zeit und Kraft mehr ist, da die Krankheit das Zepter über die Zeit und die Lebensdauer übernommen hat.
Kein Besuch ist gleich. So wie jeder Mensch anders ist, ist auch jede Geschichte eine andere, ist jeder Abschied anders.
Mir liegt am Herzen, nicht die hässliche Seite des Sterbens zu zeigen. Jeder Mensch hat eine Würde, und diese Würde ist unantastbar, auch in den letzten Minuten, bis zum letzten Atemzug.
Irgendwann ist er dann da, der Moment, wenn der Gast verstorben ist. Das Zimmer ist bei meiner Ankunft leer oder es befindet sich ein neues Namensschild an der Tür. Ein liebevoller Eintrag im Gästebuch erinnert dann an den verstorbenen Menschen.
Dann ist es ganz nah. Ich hatte mich oft verabschiedet, mit den Worten: bis nächste Woche.
Mittlerweile bin ich sehr gern eine regelmäßige Besucherin dort und verschenke ein letztes Bild. Mal bleib ich länger, mal kürzer, mal besuche ich einen Gast öfter, mal nicht. Es ist wie im Alltagsleben da draußen. Was verbindet uns mit einigen Menschen?
Der Tod ereilt uns alle, und wir haben unser Drehbuch nicht in der Hand. Der Fährmann sitzt bei jedem meiner Besuche vor der Tür, auf der Bank unter den Rosen, und lässt sich die Sonne ins Gesicht, scheinen, spürt den Regen auf seinen Schultern oder die Schneeflocken in seinen Händen. Zeit hat für ihn keine Bedeutung.
Die Realität im Hospiz.
Hospiz, hier darf der Tod auch über den Tod hinaus verweilen.
Ein großes Dankeschön geht an die Illustratorin Jeanette Flick aus Köln und der Designerin Miriam Ortmann aus Münster. Diese beiden Menschen musste ich nicht lange davon überzeugen, Teil der Umsetzung dieses Buches zu werden, ohne etwas daran zu verdienen. Viele Stunden/Tage/Wochen Arbeit, neben ihrer Selbstständigkeit, stecken in ihrem Beitrag an diesem Buch.
Vielen Dank an das Hospiz Stadtlohn, für das große Vertrauen.
Das größte Dankeschön aber geht an all die Gäste. Für Ihr Vertrauen in dieses Buch, für die tollen Gespräche und dafür, dass sie mich an ihren letzten Gedanken haben teilhaben lassen.
Das Hospiz ist nicht nur ein trauriger Ort.
Hier wird gelacht,
geweint,
gesungen
und am Ende
gegangen.
Mit viel Dankbarkeit im Herzen.
Sollten Sie Fragen zu dem Projekt haben, kontaktieren Sie mich gerne.
Comments are closed.